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Was zeichnet eine gesunde Beziehung aus?

Also den Merkmalen, die darauf hindeuten, dass du dich in einer gesunden und stabilen Beziehung befindest. Man kann auch von sogenannten „Green Flags“ sprechen. Aber fangen wir erstmal an. Und während ich Punkt für Punkt vorstelle, schreibe dir doch am besten ein paar Stichworte auf, wie du den jeweiligen Punkt in deiner Beziehung erlebst.



  • Gemeinsamkeiten: Es wichtig, dass Paare einige Gemeinsamkeiten haben, welche sie verbinden. Das bedeutet nicht, dass man alles gemeinsam miteinander machen muss, aber es ist wichtig für die Partnerschaft, dass es z.B. Freizeitgestaltungen gibt, die ihr gerne beide macht. Zum Beispiel, dass ihr gerne Sport zusammen macht, oder Zeit in der Natur verbringt oder auch für die gleichen Filme interessiert. Du siehst, es kann alles Mögliche sein. Allerdings ist es eher schwierig für eine Beziehung, wenn ein Part z.B. im Gaming aufgeht, am liebsten zu Hause ist und sonst wenige Interessen hat und der andere hingegen sehr unternehmenslustig ist und immer an die frische Luft möchte. Ich hatte Paare in meiner Therapie, die haben, nachdem die erste Verliebtheit etwas weniger wurde und dadurch auch das sexuelle Verlangen, gemerkt, dass außer sexueller Lust wenige Gemeinsamkeiten bestehen. Und dann ist es wichtig zu schauen, gibt es mehr oder ist dies wirklich die einzige Gemeinsamkeit. Und dies reicht meiner Erfahrung dann nicht aus. Gemeinsamkeiten beziehen sich jedoch nicht nur auf die Freizeitgestaltungen, sondern auch auf Wünsche, Ziele, die Idee wie man sein Leben führen möchte. Und dann sind wir schon bei zweiten Punkt, dem Wertesystem.


  • Wertesystem: Es geht hier um zentrale Fragen wie: Was ist mir wichtig in einer Beziehung? Welche Art von Beziehung möchte ich führen? Möchte ich mit meinem Partner zusammen leben? Möchte ich grundsätzlich heiraten? Möchte ich Kinder haben? Was bin ich für ein Mensch, welche Werte und Lebensziele sind mir in meinem Leben wichtig? Ein Beispiel aus meiner Praxis ist: Der Frau war Nachhaltigkeit, den Planten bestmöglich zu behandeln sehr wichtig und wollte ihr ganzes Leben und auch das Leben ihres Partners danach ausrichten. Der Mann fand Nachhaltigkeit ebenfalls sinnvoll, doch gab es bestimmte Bereiche, die wollte er nicht aufgeben, z.B. wollte er ab und zu eine Flugreise machen oder auch mal Fleisch essen usw. Aufgrund dieser Thematik entstand immer wieder Streit. Es führte dazu, dass der Mann einiges heimlich machte um keine Konflikte zu haben. Ein anderes Beispiel ist, wenn es einem sehr wichtig ist berufliche Karriere zu machen und da sehr viel Energie reinsteckt, der andere hingegen als Lebensmittelpunkt Familie ansieht. Auch das kann immer wieder zu Konflikte führen. Der eine möchte sich hier beruflich verwirklichen, der andere möchte sich familiär verwirklichen. Es ist wichtig, dass die Wertesysteme nicht zu sehr voneinander abweichen, und vor allem nicht zu viele Werte.


  • Interesse aneinander

Es ist natürlich wichtig authentisches Interesse an seinem Partner zu haben. Und hier meine ich sowas wie: Wenn dein Partner/ deine Partnerin nach Hause kommt, dass du fragst wie es ihm/ ihr geht und auch zuhörst. Natürlich auch umgekehrt. Dass ihr voneinander wisst, was im Leben des anderen gerade los ist. Wann z.B. eine wichtige Prüfung ansteht und man vielleicht vorab einen Zettel schreibt mit viel Glück oder ähnliches. Wenn es dem anderen schlecht geht, dass man füreinander da ist; und wenn es was zu freuen gibt, dass man sich gemeinsam freuen kann.


  • Gute Kommunikation

Kommunikation und vor allem gute Kommunikation ist so ein großes Thema, dafür gibt es an späterer Stelle noch ein ganzes Kapitel. Nur so viel schon mal gesagt: Gute Kommunikation ist ein absolutes Basic für eine gesunde und stabile Beziehung. ☺ Verweis auf Kapitel // Vielleicht vorab ein paar Sätze, damit du ein Gespür dafür bekommst, wie eure Kommunikation ist. Hast du das Gefühl, dass du das, was du sagen möchtest, auch sagen kannst oder traust du dich zum Beispiel nicht? Und wenn du grundsätzlich das sagst, was dir wichtig ist, hast du das Gefühl, dass dein Partner dich versteht? und könnt ihr in Ruhe unabhängig vom Thema darüber sprechen? Aber wie gesagt, diesem Thema widmen wir uns noch ausführlich.


  • Gesunde Streitkultur

Wir streiten nie! Wenn dies deine Beziehung ausmacht, dass ihr nie streitet, dann solltest du dir vielleicht Sorgen machen. Viele denken Streit bedeutet: laut sein, sich anschreien, Türen knallen, stundenlang sich anschweigen und dann nie wieder drüber reden… Dies kann natürlich auch eine Form von Streit sein, aber auf Dauer ist dies keine gesunde Streitkultur. Und es kann in einem Streit auch lauter werden, auch dies ist nicht schlimm. Aber wichtig ist, dass ihr, wenn es Konflikte oder Probleme gibt, dass ihr diese ansprecht und miteinander diskutiert und natürlich im besten Fall eine Lösung findet. Und da gehört Streit in einer gewissen Form dazu. Nämlich, dass unterschiedliche Ansichten bestehen, man kann ja nicht immer der gleichen Meinung sein. Und wie ist es bei euch? Streitet ihr? Wenn ihr streitet in welcher Form? Laut? Werdet ihr verletzend? Findet ihr in der Regel eine Lösung? Oder wird nach einem Streit alles unter den Teppich gekehrt, bis es bei der nächsten Gelegenheit wieder auftaucht? Wenn wir über Kommunikation nochmal sprechen, gebe ich dir auch ein paar Ideen zum Thema Streitkultur.



  • Das eigene Ich behalten// Individualität

Wir haben jetzt viel über Gemeinsamkeiten und Verbundenheit gesprochen. Und diese Aspekte sind für eine Beziehung sehr wichtig. Doch genau so wichtig, ist die andere Seite: Zu spüren, dass du in der Beziehung trotz Verbundenheit ein eigenes ich hast. Dass du und dein Selbstwert nicht abhängig von dem Status deiner Partnerschaft sind. Ich hatte mal eine Patientin, die das Gefühl hatte nur existieren zu können, wenn sie Zeit mit ihrem Partner verbracht hatte. In den Momenten, in denen sie zusammen waren, war sie glücklich; doch war er nicht mehr anwesend, wurde sie traurig und wusste nichts mit sich anzufangen. D.h. sie lebte in dieser Phase nur dafür ihren Partner zu sehen, die Zwischenzeiten empfand sie als leeres Leben. Dies ist natürlich eine sehr extreme Situation und der Patientin war auch bewusst, dass sie etwas für sich ändern wollte. Beim eigenen Ich ist es wichtig zu wissen und zu spüren, was einen ausmacht und was einem Spaß macht und dass dies vor allem unabhängig vom Partner stattfinden kann. Dazu werden wir uns auch einiges in einem späteren Kapitel anschauen.


  • Freiheit

Freiheit ist eng verknüpft mit dem eigenen Ich. Hier geht es darum, ob du auch gerne Zeit mit anderen verbringst, also z.B. mit einer Freundin dich alleine im Café triffst, auch mal einen Ausflug mit deinen Freunden ohne deinen Partner machst oder vielleicht auch mal alleine oder mit einer Freundin in Urlaub fährst. Und vor allem, dass dies kein Problem für deinen Partner ist. Also dass du eigene Räume hast, eigene Interessen, Zeit mit dir oder mit Freunden. Natürlich umgekehrt das gleiche. Dass er mit Freunden was unternimmt oder auch bewusst Zeit alleine mit sich verbringt, seinen eigenen Interessen nachgeht ohne dass dies dich stört. Und ihr einander in dieser Zeit auch vertraut. Diese eigenen Freiräume sind sehr schön, denn so könnt ihr euch gegenseitig auch einiges erzählen.


  • Verlässlichkeit

Kannst du dich auf deinen Partner verlassen? Damit meine ich: Wenn er dir etwas verspricht, hält er dies dann auch ein? Wenn ihr euch verabredet, kommt er dann auch? Es kann natürlich immer mal was dazwischen kommen und manchmal kann man ein Versprechen auch nicht einhalten. Aber sagt er dir dann zumindest ab bzw. erklärt dir, warum er das Versprechen nicht einhalten kann. Das sollte natürlich auch nicht ständig passieren. Und wenn es dir mal schlecht geht, kannst du dich deinem Partner anvertrauen und ist er für dich da? Macht ihr gemeinsame Pläne für die Zukunft und setzt ihr diese dann auch um? Das Gefühl zu haben, mein Partner ist für mich da und steht grundsätzlich hinter mir und vor allem auf sein Wort ist Verlass das ist ein wichtiger Faktor einer gesunden Beziehung.


  • Körperliche Nähe und Lust aufeinander

Auch ein ganz spannendes Thema. Die meisten Paare, die bei mir Therapie gemacht haben, haben dieses Thema erstmal ausgeklammert und erst wenn ich nachgefragt habe, wurde im geschützten Rahmen der Therapie darüber gesprochen. Und dann wurde bei den Paaren auch oft klar, dass sie zwar eine Sexualität miteinander lebten, aber miteinander kaum bis nie über ihr Sexleben sprachen und oft beide eher unzufrieden mit der gelebten körperlichen Nähe und Sexualität sind. Und wie ist es bei dir? Wie empfindest du eure körperliche Nähe und Sexualität? Auch hier ist die Passung der Paare wichtig. Ich hatte in meiner Arbeit einmal ein Paar, er brauchte viel körperliche Nähe und Kuscheln, sie hingegen brauchte dies nicht und wollte vor allem reine Sexualität. In vielen Beziehungen geht die körperliche Nähe im Alltag verloren, eine kurze Umarmung, ein Streicheln über den Arm, ein intensiver Kuss ohne Sex findet am Anfang einer Beziehung noch viel statt, doch oft wird es weniger. Und das ist echt schade, denn diese Berührungen und Kontakte aktivieren die sogenannten Bindungshormone und tun auch einfach den meisten Menschen gut. Hinweis auf Kapitel bzgl. Sexualität


 
 
 

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